Genderneutrale Pronomen in der deutschen Sprache: Liste, Übersicht


Die deutsche Sprache bietet verschiedene Möglichkeiten, entweder Geschlechter abzubilden oder sich geschlechtsneutral auszudrücken. Die deutsche Sprache ermöglicht es, Männer und Frauen oder alternativ beide Geschlechter direkt anzusprechen. Es gibt auch die Möglichkeit, geschlechtsneutral zu formulieren.

Bekannte deutsche genderneutrale Prononem sind: Xier, Nin und Dey. In diesem Beitrag werden sie erklärt.

Welche genderneutralen Pronomen gibt es in der deutschen Sprache? Xier, Nin, Dey

Pronomen sind sogenannte Fürwörter. Es sind Ersatzwörter für Substantive. Es gibt verschiedene Arten von Pronomen, je nachdem in welcher Form sie ein Substantiv ersetzen sollen. Personalpronomen, Indefinitpronomen und die Interrogativpronomen sind zumindest teilweise genderneutral. Die meisten Pronomen können allerdings nicht genderneutral verwendet werden, denn sie beziehen sich auf eines der beiden Geschlechter. Das sind die Possessivprononen, Demonstrativpronomen, Relativpronomen, Reflexivprononen und ein Teil der Personalpronomen.

Aus diesem Grund mussten genderneutrale Pronomen erfunden werden. Wörter, die es in der deutschen Sprache noch nicht gab und die sich auf kein bzw. jedes Geschlecht beziehen können. In Deutschland wird gewohnheitsgemäß innerhalb eines binären Geschlechtersystems geschrieben, gesprochen und gedacht. Es gibt aber auch nichtbinäre, intergeschlechtliche Menschen. Menschen, die sich weder ausschließlich dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zugehörig fühlen, und es gibt Agender. Das sind Menschen, die sich geschlechtlich neutral oder geschlechtlos empfinden.

Genderneutrale Pronmen: xier, xie, nin, sier, sif, es, per oder dey

Damit auch diese Menschen in der deutschen Sprache berücksichtigt und nicht ausgeschlossen werden, wurden geschlechtsneutrale Pronomen entwickelt – beispielsweise xier, xie, nin, sier, sif, es, per oder dey. Es sind Fürwörter, die Nomen ersetzen. Statt eines Pronomens, das den Namen ersetzt, könnte allerdings der Name genannt werden. Diese Variante ist für Lesende oder Zuhörende auf Dauer allerdings etwas ermüdend. Wenn sich jemand Shadow nennt, könnte also immer von Shadow die Rede sein, zum Beispiel: „Heute kam Shadow zu spät zur Arbeit. Niemand weiß, welchen Grund Shadow hatte, zu spät zu kommen“. Mit dem neuen, genderneutralen xier-Pronom lautet der Satz: „Heute kam Shadow zu spät zur Arbeit. Niemand weiß, welchen Grund xier hatte, zu spät zu kommen“. Ein weiteres Beispiel für das xier-Pronomen statt eines Namens: „Ihre Sachen, seine Sachen und xiese Sachen werden gleich abgeholt“.

Auch viele neue, genderneutrale Pronomen können dekliniert werden. Es gibt Beispiele für diese Vorgehensweise: Die xier-Personalpronomen xier, xies, xiem, xien orientieren sich beispielsweise an den Interrogativpronomen wer, wessen, wem und wen. Ein Beispiel: „Xier holt xiesen Gitarrenkoffer. Xiese Mutter fragt xien, wann sie xiem beim Üben zuhören darf“. Die xier-Relativpronomen sind dier, dies, diem, dien. Der Wortstamm der Possessivpronomen lautet xies und wird in Abhängigkeit zu seinem Bezugswort dekliniert, beispielsweise „Xiese Sachen werden gleich abgeholt“. (Ausführliche Erklärungen zu den Deklinationen finden Sie hier.)

Genderneutrale Pronomen im Schwedischen und Englischen

Im Jahr 2015 wurde in Schweden offiziell das geschlechtsneutrale Personalpronomen „hen“ eingeführt und in das Standardwörterbuch der schwedischen Sprache (SAOL) aufgenommen. Zuvor gab es lediglich „han“ (er) und „hon“ (sie). Das Pronomen „hen“ gibt es tatsächlich schon seit den 1960er-Jahren, als Gegenentwurf auf die damals fast ausschließlich männlich geprägte Sprache.

Hen ist also ein konstruiertes, genderneutrales Pronomen für die 3. Person Femininum und Maskulinum. Erst um das Jahr 2000 herum wurde es von Transgender-Aktivisten wiederentdeckt. Fünfzehn Jahre später tauchte es vermehrt in Medientexten, in offiziellen Schriftstücken und auch in Gerichtsurteilen auf. Hen wurde allmählich Bestandteil der schwedischen Sprache und letztendlich in das SAOL aufgenommen.

Im Englischen gibt es schon seit dem 14. Jahrhundert eine Alternative zu „he“ und „she“: das sogenannte „singular they“ als genderneutrales Pronomen. Ein Beispielsatz lautet wie folgt: „This is my friend, Jack. I met them at work“. Zum singular they gehören auch die erweiterten Formen them, their, theirs und themselves. Ein Beispiel für die Verwendung des genderneutralen Pronomens: „Somebody left their bag in the office. Could you please let them know where they can get it?”

Das singular they gehört heutzutage zur modernen englischen Umgangssprache und wird als Beitrag zu einer geschlechtsneutralen Sprache akzeptiert. Im Jahr 2020 wurde „they“ auch von den meisten Stilhandbüchern als Personalpronomen akzeptiert. Das „they“ im genderneutralen Kontext wurde von der American Dialect Society im Jahr 2015 zum Wort des Jahres ernannt. Im Jahr 2020 sogar zum „Word of the Decade for the 2010s“.

Geschlechtsspezifische Formulierungen

Durch eine direkte Nennung können beide Geschlechter gezielt angesprochen werden. Alternativ wird die weibliche Form an die männliche angehängt und somit mitgedacht, was durch eine kurze Sprechpause auch sprachlich ausgedrückt werden kann. Geschlechtsspezifische Formulierungen können wie folgt ausgedrückt werden:

  • durch eine Beidnennung wie „Urlauberinnen und Urlauber“
  • durch das Splitting mithilfe des Schrägstrichs wie „Urlauber/-innen“ bzw. „der/die Urlauber/-in“
  • durch das Binnen-I, das im Wort großgeschrieben wird und die weibliche Endung anzeigt wie „UrlauberInnen“ oder „der/die UrlauberIn“
  • durch den Gender-Gap, ein Unterstrich wie in „die Urlauber_innen“ bzw. „der_die Urlauber_in“
  • durch das Gender-Sternchen wie in „die Urlauber*innen“ bzw. „der*die Urlauber*in“
  • durch den Doppelpunkt wie in „die Urlauber:innen“ bzw. „Urlauber:in“

Geschlechtsneutral auf die alte Weise

Wesentlich schwieriger wird es, genderneutral zu schreiben und zu sprechen. Die Deutschen tun sich damit immens schwer und die deutsche Sprache hat dafür bisher kaum Worte gefunden. Jedenfalls keine, die sich in der Umgangssprache durchgesetzt hätte. Gender- bzw. Geschlechtsneutral bedeutet, dass kein spezielles Geschlecht angesprochen wird. Eigens dafür wurden neue Worte erfunden und eingeführt. Noch werden die umständlichen Umschreibungen benutzt, die die deutsche Sprache zur Verfügung stellt, um das Geschlecht zu neutralisieren. Geschlechtsneutrale Formulierungen können auf herkömmliche Weise wie folgt ausgedrückt werden:

  • durch eine genderneutrale Personenbezeichnung: Statt „ein Mann“ oder eine Frau“ ist es „ein Mensch“, „ein Elternteil“, „eine Person“ oder einfach „Urlaubende“ oder „Reisende“
  • durch die Verwendung genderneutraler Indefinitpronomen (das sind unbestimmte Fürworte) wie „alle“, „niemand“, „jemand“ oder durch Interrogativpronomen (das sind Fragefürworte) wie „wer“, „wessen“, „wen“, „wem“
  • durch Passivbildungen wie „Das Formular ist auszufüllen“
  • durch die Verwendung von Partizipien „Veröffentlicht von“

Neu eingeführte genderneutrale Pronomen ermöglichen zwar eine klare Schreibweise. Was die Verständlichkeit angeht, lassen sie allerdings sehr zu wünschen übrig. Das liegt daran, dass die deutsche Sprache stark geschlechtlich ausgerichtet ist. Der Versuch geschlechtsneutral zu schreiben und zu sprechen, ist eine Herausforderung. Es wird Jahrzehnte brauchen, bevor sich die neuartigen genderneutralen Pronomen durchgesetzt haben und auch in der Umgangssprache Verwendung finden werden.

Was sind Neo-Pronomen?

Neo-Pronomen sind Wortneuschöpfungen. Es sind junge Wörter. Heutzutage gibt es im Deutschen wie etwa auch im Englischen eine große Zahl von Neo-Pronomen mit und ohne Deklination. Im Vergleich zum Englischen erfordert das Deutsche eine Vielzahl grammatikalischer Formen. Das macht die Einführung geschlechtsneutraler Pronomen schwierig. Sie müssen langwierig entwickelt, in die Sprache eingeführt und gesellschaftlich akzeptiert werden. Das bekannteste deutsche Neopronomen ist xier. Es gibt aber viele mehr, beispielsweise nin, sier, sif, es, per oder dey (vom englischen „they“). Die Wortentwicklung mit all den Deklinationen ist für xier schon recht weit vorangeschritten.

Im Englischen gibt es die Neopronomen ze/zir oder e/em als Alternativen zu she/her und he/him. Variationen der genderneutralen Pronomen von ze und zir sind zem, zeir, zyrself und zirself. Neben diesen ze-Pronomen gibt es auch hir-Pronomen mit den Varianten hirs und hirself oder die xe-Pronomen mit xir, xem, xeir, xis, xyr und xirself.

Die Existenz der vielen Neopronomen in verschiedenen Sprachen ist wertvoll. Denn über die Sprache wurde mit den genderneutralen Pronomen eine Möglichkeit geschaffen, eine gesellschaftliche Minderheit sichtbar zu machen.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

Hallo, ich bin Autor und Macher von BedeutungOnline. Bei BedeutungOnline dreht sich alles um Worte und Sprache. Denn wie wir sprechen und worüber wir sprechen, formt wie wir die Welt sehen und was uns wichtig ist. Das darzustellen, begeistert mich und deswegen schreibe ich für dich Beiträge über ausgewählte Worte, die in der deutschen Sprache gesprochen werden. Seit 2004 arbeite ich als Journalist. Ich habe Psychologie und Philosophie mit Schwerpunkt Sprache und Bedeutung studiert. Ich arbeite fast täglich an BedeutungOnline und erstelle laufend für dich neue Beiträge. Mehr über BedeutungOnline.de und mich erfährst du hier.

13 Gedanken zu „Genderneutrale Pronomen in der deutschen Sprache: Liste, Übersicht“

  1. Bedeutet Rechtschreibung denn gar nichts mehr? Beim „splitting“ dann also bitte: „Urlauber/-innen“. Und nicht zu vergessen: Der (sehr lesbare) Genderdoppelpunkt („Urlauber:innen“). Manch ein Mensch könnte nämlich noch die eigentliche Funktion des Sternchens als Verweis auf Kleingedrucktes kennen und die eigenen Freund:e beim besten Willen nicht auf eine Fußnote reduzieren wollen.

  2. An ihren Taten sollt ihr sie erkennen. Ich persönlich habe mit „Leserinnen und Leser“ kein Problem. Mit „*, :,_/I“ schon und „xien dey usw.“ sind mir fremd und bleiben es auch. Lasst Taten sprechen. Wording mag jetzt wichtig gemacht werden, ich bevorzuge die Haltung gegen Diskriminierung, gegen Intoleranz und Diffamierung.

    1. Oh, okay… na ja wenigstens scheinst du es ja schonmal bei den Personen, die sich Weiblich-identifizieren als berechtigt anzuerkennen, sprachlich Gleichgestellt zu werden. -im ansatz zumindest…
      Aber’s ist auf jeden Fall schonmal sehr schön dass du damit kein Problem hast. Wirklich!
      Jeder fängt ja irgendwo an. <3
      (◕ᴗ◕✿) (◠ᴗ◠✿) (◕ᴗ◕✿)
      Es sind unsere Taten die zählen.

    2. Hey! Die Sprache bewusst offener und inklusiver zu gestalten, ist eine Tat gegen Diskriminierung, Intoleranz und Diffamierung

  3. Es ist aber sehr wichtig über Neopronomen zu sprechen, da Enbys und Inters_xmenschen momentan in der deutschen Sprache gar keine Pronomen haben, die andere Leute für sie verwenden können.
    Wenn Sie also sagen, dass “xien dey usw.” ihnen fremd sind, dann sollten Sie mal überlegen, ob diese Minderheiten überhaupt in ihrer Weltanschauung vorkommen und ob Sie mit solchen Aussagen wirklich „Haltung gegen Diskriminierung, gegen Intoleranz und Diffamierung,“ oder diese eher fördern.

  4. Ich finde es sehr schade, daß Sie viel erklärt haben, wie z.B. im Englischen die Pronomen verwendet werden, aber nicht wie z.B. dey im Deutschen.
    Ich versuche ja durchaus, neue Begriffe zu benutzen, aber wenn ich nicht weiß wie, fällt es mir noch schwerer.

  5. Wo bleibt eigentlich die Frauenquote, wenn plötzlich nichtbinäre, intergeschlechtliche Menschen, Agender – also Menschen, die sich geschlechtlich neutral oder geschlechtlos empfinden – oder weitere noch zu erfindende Besonderheiten (darin finden ja neuerdings nicht nur Modemacher und Lifestyleberater gefallen) neben eigenen Pronomen auch eine Quote (und sei sie auch noch so klein), oder eigene Toilettenfazilitäten fordern?

    Vielleicht sollte die Menschheit vor der Verbreitung eines ungebremsten Genderwahns mit sprachlich kruden Schöpfungen (xeir, zeir, :, _, …) zunächst einmal die Gleichberechtigung der Frau in die Realität umsetzen oder die der Kinder (auch in Deutschland, hier bekommen gut verdienende Eltern für ihre Kinder eine – je nach Höhe des zu versteuernden Einkommens der Eltern – höhere Steuerentlastung als das Kindergeld der Kinder mit mittleren und kleineren Einkommen).

    Es gibt viel zu tun – packen wir das Wesentliche an.

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