Was ist eine „Thirst Trap“? Bedeutung, Definition, Erklärung

Was ist eine Thirst Trap, Bedeutung, Definition, Erklärung


Eine Thirst Trap ist ein anzüglicher Post oder Selfiepost in den sozialen Medien, der den/die Betrachter*in anlocken und seine Aufmerksamkeit fesseln soll.

Was ist eine „Thirst Trap“? Bedeutung, Definition, Erklärung

Die „Thirst Trap“ hat ihren Namen vom Vergleich der sexuellen Frustration mit einer Dehydrierung und auch davon, dass im angloamerikanischen Sprachraum der Begriff „ausgedurstet“ mit unserem deutschen Begriff „ausgehungert“ vergleichbar ist.

Die Darstellung der postenden Person von sich selbst ist so anzüglich, wie es das betreffende soziale Netzwerk zulässt. Eindeutige Nacktfotos sind ja explizit verboten, weshalb sich Frauen gern aufreizend im Bikini oder zwar nackt, aber wahlweise von hinten (oberhalb des Gesäßes) bzw. mit verdeckten Brüsten fotografieren (lassen), während Männer beispielsweise ihr Sixpack und/oder den Bizeps, aber auch eine gut ausgebuchtete Unterhose zeigen. Die Fotos können echte, mit dem Smartphone aufgenommene Selfies sein, doch auch Kameras mit Selbstauslöser und Fotos, die eine andere Person angefertigt hat, werden gern als Thirst Trap eingestellt.

Entstehung der Thirst Trap

Wie jedes moderne sozial-digitale Phänomen hat auch die Thirst Trap eine Geschichte. Sie muss in den frühen 2010er Jahren entstanden sein, erste Posts dieser Art sollen etwa ab 2011 aufgetaucht sein. Abgeleitet wurde sie von der Selfie-Kultur, die ihrerseits einen Vorläufer im japanischen Kawaii (可愛い oder かわいい) hat. Dieses Wort bedeutet „süß“, „liebenswert“, „niedlich“ oder „kindlich“, es betont die Unschuld der dargestellten Person.

Ab den 1990er Jahren entstand auf der Grundlage von Kawaii in Japan die Obsession vor allem bei Frauen, sich selbst zu fotografieren oder fotografieren zu lassen und dabei ganz besonders attraktiv, aber gleichzeitig sehr unschuldig auszusehen. Das hübsche Schulmädchen war ein ästhetisches Vorbild.

Der Fotograf Hiromi Toshikawa griff den Trend auf und brachte ein Fototagebuchalbum mit solchen Bildern heraus, von denen eines ein echtes Selfie mit einer Canon Minolta Disc7 war. Canon hatte schon ab 1983 diese Kamera mit einem vorderen konvexen Spiegel für Selbstporträts ohne Selbstauslöser entwickelt, die Selfies ermöglichte und sogar schon mit einem Stab verkauft wurde, auf den sie für eine etwas größere Entfernung aufmontiert werden konnte.

Solche Stäbe oder Greifer gibt es bekanntlich heute auch für Smartphones, die Japaner verwenden sie sehr gern. Das Selfie im Album von Hiromi Toshikawa wurde berühmt und forcierte die japanische Selfie-Kultur, die sich mit der Entwicklung der Smartphones ab 2008 und der sozialen Medien (schon etwas früher) weltweit verbreitete. Wer nun ein Thirst Trap posten möchte, macht das am liebsten als Selfie, weil solche Bilder eine sehr private Angelegenheit sind. Daher ist die Thirst Trap mit der Selfie-Kultur und den sozialen Medien untrennbar verbunden.

Thirst Trap im Urban Dictionary

Der Begriff machte eine schnelle und bemerkenswerte Karriere. Er soll ab 2011 auf Twitter und wenig später auf Snapchat, Tinder und Instagram aufgetaucht sein. Schon 2011 nahm ihn das Urban Dictionary auf und definierte ihn als jeden Post, der absichtlich Aufmerksamkeit bzw. (sexuellen) Durst erzeugen soll. Ab 2018 übernahmen ihn große Medien wie GQ und sogar die New York Times ohne weitere Begriffserklärung, woraus zu schließen ist, dass er inzwischen zum allgemeinen Sprachgebrauch gehörte.

Thrist Trap: Verwendung des Begriffs und der Bilder

Nach aktuellem Verständnis des Jahres 2022 geht es immer um das attraktive Bild einer Person, welches diese persönlich aufgenommen und online gestellt hat, um sexuelles Interesse zu wecken und Komplimente zu erhalten. Es gibt darüber hinaus schon Bedeutungsübertragungen. So beschrieb eine Journalistin im Jahr 2021 den kanadischen (sehr gutaussehenden) Premierminister Justin Trudeau als politische Thirst Trap.

Die Motivationen hinter der Verwendung solcher Bilder sind durchaus vielschichtig. Manchmal geht es auch um Likes und Kommentare in sozialen Medien, welche die eigene Reichweite steigern und einen kommerziellen Hintergrund haben, wenn Influencerinnen solche Fotos von sich einstellen. Das Ausdrücken der eigenen sexuellen Bedürfnisse gilt inzwischen nur noch als eines von mehreren Motiven. Selbst das Personal Branding soll sich mit solchen Bildern fördern lassen, wobei dies von vielen Firmen ausdrücklich abgelehnt wird. Dann soll es noch User*innen von sozialen Netzwerken geben, die mit solchen Bildern ihren emotionalen Stress nach einer Trennung abbauen und auch ehemalige Liebhaber*innen ärgern möchten. Während der Coronapandemie dienten die Bilder verstärkt der sozialen Kontaktaufnahme.

Methoden für gute Thirst-Trap-Fotos

Es haben sich einige brauchbare Methoden für optimale Thirst-Trap-Fotos etabliert. Die Entfernung des Smartphones, die Beleuchtung, der eingesetzte Winkel für die Aufnahme und natürlich die Herrichtung des eigenen Outfits spielen eine überragende Rolle. Immer noch setzen Menschen für die Fotos auch sehr hochwertige Kameras mit Selbstauslöserfunktion ein. Bildunterschriften sind gängig.

Die ausgestellten Körperteile sind vorrangig (mit oder ohne Gesicht der Person) ein Brustdekolleté, Ausbuchtungen eines vom Mann getragenen Slips, ein nackter weiblicher Oberkörper mit durch ein Tuch verhüllten oder mit den Händen bedeckten Brüsten, derselbe Oberkörper von hinten, die Bikini-Figur, Bauch- und Brustmuskeln sowie das männliche, mehr oder weniger bedeckte Gesäß. Berühmte Bilder dieser Art stammen auch von Prominenten. Die US-Schauspielerin Tracee Ellis Ross postete so ein Foto im Oktober 2019 auf Instagram. Sie zeigte sich im Bikini und schrieb unter das Bild, dass sie hart gearbeitet habe, um sich in ihrer Haut wirklich wohl zu fühlen. Nun sei sie mit ihrem Leben zufrieden. Das Bild sei ohne alle Filter und Retuschen entstanden, betonte die damals 47-Jährige.

Thirst Traps: Hashtags und Varianten

Ein beliebtes Hashtag auf Instagram ist #ThirstTrapThursdays. Darauf antworten Follower. Eine Variante ist „Gatsbying“, bei der das Foto ganz gezielt in einem sozialen Medium platziert wird, um eine bestimmten Person darauf aufmerksam zu machen, die dieses Medium vorrangig nutzt.

Der Begriff spielt auf den 1925 erschienenen Roman „The Great Gatsby“ von F. Scott Fitzgerald an. In diesem gibt der Hauptprotagonist Gatsby extravagante Partys, um die Aufmerksamkeit einer Geliebten zu erringen. Alternativ zum „Gatsbying“ gibt es den Begriff „Instagrandstanding“. Eine entfernt verwandte Spielart wäre das „Wholesome trapping“. Hierbei posten die User nicht eindeutig sexuell konnotierte, aber sehr freudige Fotos von schönen Aspekten ihres Lebens, so unter anderem Bilder mit ihren Freunden, in den Ferien, auf einer Party etc.

Die Zielrichtung ist wiederum, auf sich aufmerksam zu machen oder auch einen Ex-Partner zu ärgern. Es gibt auch Kritik an dieser Art der Selbstdarstellung, so unter anderem von der Psychotherapeutin Lisa Brateman. Sie verweist darauf, dass diese Form, externe Anerkennung einzufordern, ein gewisses Suchtpotenzial aufweist.

Autor: Pierre von BedeutungOnline

Hallo, ich bin Autor und Macher von BedeutungOnline. Bei BedeutungOnline dreht sich alles um Worte und Sprache. Denn wie wir sprechen und worüber wir sprechen, formt wie wir die Welt sehen und was uns wichtig ist. Das darzustellen, begeistert mich und deswegen schreibe ich für dich Beiträge über ausgewählte Worte, die in der deutschen Sprache gesprochen werden. Seit 2004 arbeite ich als Journalist. Ich habe Psychologie und Philosophie mit Schwerpunkt Sprache und Bedeutung studiert. Ich arbeite fast täglich an BedeutungOnline und erstelle laufend für dich neue Beiträge. Mehr über BedeutungOnline.de und mich erfährst du hier.

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